Der Stich und das Bienengift |
Warum sticht die Biene?
Egal ob Assam-Biene oder einheimische Honigbiene, das Prinzip ist immer dasselbe: Bienen legen Vorräte an, um Zeiten der Nahrungsknappheit zu überbrücken. Und wer einen Schatz hütet, der wird auch angegriffen, alle möglichen Tiere haben es auf den Honig (und die nahrhafte Bienenbrut) abgesehen. Also haben sich die Vorfahren der heutigen Bienen schon vor Jahrmillionen eine effektive Verteidigung einfallen lassen. Das gleiche Organ, das bei den Ur-Urahnen als Ei-Legeapparat diente, wurde zum Stachel. Giftdrüsen sorgen für eine chemische Waffe, die sowohl weh tut, als auch zu Schwellung und allergischen Reaktionen führen kann. Doch der besondere Trick der Bienen: An seiner Spitze hat der Stachel Widerhaken, so dass er nach dem Stich in der Haut des Opfers stecken bleibt. Selbst wenn man die Biene mit der Hand wegwischt, der Stachel reißt mitsamt Giftblase, einigen Muskeln und einem eigenen kleinen Nervenzentrum aus dem Körper heraus und pumpt kräftig weiter Gift unter die Haut. Die Muskeln sorgen dafür, dass sich der Stachel sogar selbstständig noch tiefer in das Opfer bohrt. Und das ist noch nicht alles: Am Stachel sitzt auch noch ein Organ, das eine (bananen-ähnlich) duftende Substanz abgibt, die rasch weitere Bienen zum Stechen anlockt. Selbst wenn der Honigdieb fliehen will, wird er so chemisch markiert und über weite Strecken verfolgt. Kein anderes Insekt schlägt seine Feinde so zielsicher und nachhaltig in die Flucht.
Stiche vermeiden
Bienen greifen nie von sich aus an und stechen niemals ganz ohne Grund. Wenn Sie sich aber in der Nähe eines Bienenkastens oder eines Bienenschwarms aufhalten, sollten Sie vermeiden, auf die Bienen wie ein Angreifer zu wirken. Ruckeln Sie nicht am Bienenkasten herum, öffnen Sie ihn nicht oder stellen sich den anfliegenden Bienen nicht in den Weg. Und vor allem: Bewegen Sie sich ruhig. Nichts macht Bienen nervöser als herumfuchtelnde Menschen. Viel zu leicht klemmen Sie eine von ihnen ein, bekommen sie ins Haar oder in die Kleidung. Wenn man Ruhe bewahrt, kann dagegen fast nichts passieren, selbst wenn eine Biene auf Ihnen landet oder dicht um Sie herumfliegt. Anders sieht es aus, wenn sich das Insekt im Haar verfangen hat: Entweder, Sie kennen jemand, der das Tier mit ruhiger Hand aus seiner Zwangslage befreit, oder Sie müssen mit einem beherzten Schlag auf den Kopf die Situation noch vor dem unvermeidlichen Stich beenden. Aber nicht zu fest, es reicht wenn die Biene kampfunfähig ist und nicht Sie.
Der Bienenstich, und somit auch das Bienengift verursacht wohl Schmerz aber es verfügt auch über vielfältige biologische und Heilwirkungen. Frisch geschlüpfte Bienen haben noch kein Gift. Nach 2-3 Tagen beginnen die Giftdrüsen Bienengift zu produzieren. 2 - 3 Wochen alte Bienen besitzen am meisten Gift. Durch eine spezielle Sammeltechnik kann grössere Mengen Bienengift gewonnen werden.
Reaktionen auf Bienenstiche
Wenn die Biene den Menschen oder ein Säugetier mit elastischer Haut sticht, so bleibt der Stachel mitsamt dem Stechapparat in der Haut hängen. Die Biene stirbt nach 2 - 3 Tagen.
Die auffallendste biologische Wirkung des Bienengifts für den Menschen ist die schmerzhafte lokale Entzündung, die mit einem Bienenstich verbunden ist.
Was tun nach einem Bienenstich? Normalerweise treten nach einem Bienenstich "nur" starke Schwellungen an der Einstichstelle auf. Diese können sofort durch allgemeine Massnahmen behandelt werden (siehe Kasten).
Die Gefahr bedrohlicher toxischer Reaktionen besteht ab ca. 50 Stichen bei Kindern und ab 100-500 Stichen bei Erwachsenen. In diesem Fall müssen die Patienten hospitalisiert werden.Stiche in der Umgebung der Augen, an der Schläfe oder ins Auge selbst sind immer gefährlich und erfordern deshalb - und auch wegen der starken Schmerzen und Schwellung - sofortige ärztliche Hilfe. Zur Sofortbehandlung spült man das Auge mit reichlich kaltem klarem Wasser, bis der Schmerz nachlässt.
Besonders gefährlich sind Stiche in die Zunge oder in den Schlund. Wegen der raschen Anschwellung der Schleimhaut droht in kürzester Zeit der Erstickungstod. Hier kann nur der unverzüglich zu rufende Notarzt helfen. Bis zu seinem Eintreffen lutscht man Eiswürfel oder gibt schluckweise eisgekühlte Getränke, damit sich die Schwellung nicht zu rasch ausbreitet.
Hilfe beim Bienenstich
Stachel entfernen: Wenn die Biene einen Menschen gestochen hat, bleibt ihr Stachel mit der Giftblase in der Haut stecken. Er muss als erstes entfernt werden. Dazu wird der Stachel seitlich mit dem Fingernagel herausgewischt. Nie mit beiden Fingern anfassen, damit sich die Giftblase nicht vollends ins Gewebe entleert.
Kühlen: Danach kühlt man die brennende, juckende und schmerzende Einstichstelle durch kalte Umschläge mit Essigwasser (1 Teil Essig auf 2 Teil Wasser) "Coldpacks" oder Eiswürfel, Kältespray oder Alkohol. Auch die Auflage von frischen Zwiebelscheiben oder Propolis-Tinktur kann helfen. Die betroffene Körperstelle ruhig stellen und womöglich hochlagern.
Arztbesuch: Treten grössere Schwellungen, stärkere Schmerzen oder in den Tagen danach rote Streifen unter der Haut auf, muss der Arzt aufgesucht werden. Normalerweise lassen die Beschwerden rasch nach 1 - 3 Tagen - nach und der Einstich heilt schnell.
Bienengiftallergie
Besonders gefährlich sind Bienenstiche für allergische Personen. Ca. 5 % der Bevölkerung reagieren allergisch auf Insektenstiche von Bienen, Wespen, Hornissen oder Hummeln.
Notfalltherapie von Bienengiftallergikern
Nach Bienenstich Tabletten, die der Arzt zusammengestellt hat, sofort einnehmen.
Adrenalin (z.B. Epipenâ) bereitstellen, bei Eintreten von allgemeinen Reaktionen wie Rötung, rote Schwellungen, Juckreiz, Schüttelfrost, Erbrechen, Übelkeit oder Atemnot sofort intramuskulär oder subkutan applizieren.
Der Notarzt muss beim geringsten Verdacht auf eine allgemeine Reaktion sofort gerufen werden, um Komplikationen, im Extremfall einen tödlichen Ausgang, zu verhüten.
Zur Soforthilfe wird der Schockpatient flach gelagert und warm zugedeckt. Tritt ein Herz- und Atemstillstand ein, müssen Mund-zu-Mund Beatmung und Herzmassage bis zum Eintreffen des Arztes durchgeführt werden - aber nur von Personen, die dies in einem Erste-Hilfe-Kurs erlernt haben. Alle weiteren Massnahmen ergreift der Notarzt.
www.bienenlehrpfad.at |